Hochwasser am Bodenbach? Der Bach, der sich von Notzingen durch
das gesamte Wernauer Stadtgebiet teilweise offen und teilweise in
verdolten Bereichen in den Neckar schlängelt, kann für manche Bereiche
zu einem Gefahrenpunkt werden. Denn Hochwassergefahr geht nicht nur von
großen Flüssen und Gewässern aus. Durch Starkregen wurden in den
vergangenen Jahren in vielen Gegenden vermehrt kleine Bäche zu reißenden
Flüssen. Menschen können gefährdet sein und die Sachschäden sind oft
beträchtlich. Welche Gebäude und welche Straßen wie tief unter Wasser
stehen könnten, falls der Bodenbach über die Ufer tritt, zeigt nun die
Hochwassergefahrenkarte, mit der sich der Gemeinderat in seiner jüngsten
Sitzung beschäftigte. Das Ergebnis ist relativ erfreulich: Auch wenn in
manchen Bereichen Flächen entlang des Bodenbachs gefährdet sind, werden
keine teuren Investitionen fällig. Ein Regenüberlaufbecken in Richtung
Notzingen muss nicht gebaut werden.
Die Hochwassergefahrenkarten sind die Folge einer "Europäischen
Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie", die die Europäische Kommission
bereits 2007 verabschiedet hat. In einem Gemeinschaftsprojekt von Land
und Kommunen wurden sie auch für Flüsse in ganz Baden-Württemberg
erarbeitet. Sie zeigen Überflutungsflächen und -tiefen für verschiedene
so genannte „Jährlichkeiten". „HQ 100" bezeichnet ein statistisch
gesehen alle 100 Jahre auftretendes Hochwasser, ein sogenanntes
Jahrhunderthochwasser. Darüber hinaus gibt es 10-jährliches,
50-jährliches und ein „extremes" Hochwasser, das laut Statistik noch
seltener als alle 100 Jahre auftritt. In den entsprechenden Karten
werden auch die so genannten Überflutungstiefen dargestellt, an denen
sich ablesen lässt, wie hoch das Wasser beim 100-jährlichen und beim
extremen Hochwasser ansteigt.
Bestandsschutz für bestehende Gebäude
Bürger, Betriebe und Behörden können nun in Erfahrung bringen, wo
mögliche Brennpunkte sind und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, an
welcher Stelle und in welchem Ausmaß betroffen zu sein. Über die
Wasserstände an mehreren Pegeln wurde das Einzugsgebiet geeicht, um
anhand von Abflussdaten statistisch aussagekräftige Werte ermitteln zu
können. Darüber hinaus wurden Parameter, wie etwa der Siedlungsanteil,
die Vegetation, die Geologie oder das Gefälle miteinberechnet.
Seit dem 5. Februar liegt die Hochwassergefahrenkarte nun in der
fertigen Version vor, besaß aber bereits in der vorläufigen Version für
die Wasser- und Baurechtsbehörden rechtsbindenden Charakter und sorgt
für strengere Bauvorschriften, sagt Stadtbaumeister Jürgen Hartmann. Die
Einschränkungen können bis zum Bauverbot reichen, wenn Grundstücke von
einem 100-jährlichen Hochwasser betroffen sind. „Was genau zu tun ist,
muss bei jedem Bauvorhaben in diesen Bereichen genau festgelegt werden",
sagt Jürgen Hartmann. Für bestehende Gebäude ändere sich grundsätzlich
nichts, sie haben Bestandschutz und müssen keine eigenen
Hochwasserschutzmaßnahmen treffen. Allerdings sind die Eigentümer
verpflichtet, hier im Rahmen der Eigenvorsorge tätig zu werden und zu
ihrem eigenen Schutz beispielsweise Sandsäcke bereitzuhalten.
„Kontrollen werde es nicht geben", meinte Bürgermeister Armin Elbl. Man
setze vielmehr auf Information. Eine Broschüre mit wichtigen Tipps soll
an die Betroffenen verteilt werden.
Bürgermeister Armin Elbl, der mit einer deutlich stärkeren Überflutung
gerechnet hatte, zeigte sich positiv überrascht und war froh, dass kein
Regenrückhaltebecken gebaut werden muss. Stadtrat Karl Bisinger (CDU)
erinnerte an das extreme Hochwasser im Jahr 1978 und gab zu bedenken,
dass damals im Bereich des heutigen Lebensmittelmarktes im Gewerbegebiet
Brühl „alles unter Wasser war". Jürgen Hartmann erläuterte anhand der
aktuellen Pläne, dass im Bereich des Lebensmittelmarktes und im neuen
Gewerbegebiet Brühl III / Winklen II die vorgenommenen
Hochwasserschutzmaßnahmen sogar gegen extremes Hochwasser schützen.
Wo Hochwasser am Bodenbach möglich ist: